Archäologen finden Mallerbacher Kapelle
Sachsen-Anhalts Landesarchäologe Prof. Dr. Harald Meller stellt die Ausgrabung oberhalb von Allstedt vor - authentischer Ort des Bauernkrieges dem Vergessen entrissen - der Ort, an dem die Aufstände begannen.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff informierte sich heute über die aktuellen Forschungsergebnisse der archäologischen Untersuchungen bei Allstedt. Landesarchäologe Prof. Dr. Harald Meller, Projektleiter Prof. Dr. Felix Biermann sowie weitere Projektbeteiligte des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt präsentierten im Beisein zahlreicher Gäste die ersten Ergebnisse der Forschungsgrabung oberhalb von Allstedt.
Am Gründonnerstag, den 24. März 1524 ging die Mallerbacher Kapelle bei Allstedt, in der ein wundertätiges Marienbild verehrt wurde, in Flammen auf. Die Zerstörung der Wallfahrtskapelle wurde von keinem geringeren als dem Allstedter Prediger Thomas Müntzer verteidigt. Der Mallerbacher Kapellenbrand kann als Vorbote des Bauernkrieges im mitteldeutschen Raum gelten, der wenig mehr als ein Jahr später, im Mai 1525 mit der Niederschlagung der aufständischen Bauern und dem Tod Müntzers auf dem Schlachtfeld von Bad Frankenhausen endete. Der Standort der Mallerbacher Kapelle geriet in Vergessenheit. Durch die Grabung kam nun dieser authentische Ort des Bauernkrieges wieder ans Licht. Der diesjährigen Forschungsgrabung werde sich - so Meller - eine weitere Grabung im nächsten Jahr anschließen. Allstedts Bürgermeister Daniel Kirchner richtete bei dem Termin seinen Blick bereits auf die touristische Nutzung. So soll der Standort der Mallerbacher Kapelle in den "Thomas-Müntzer-Rundwanderweg" durch Allstedt und um die Stadt herum einbezogen werden. Der Weg führt den Besucher an die authentischen Stätten des Wirkens von Thomas Müntzer in der Stadt (u.a. Schloss Allstedt, historisches Rathaus, Wigberti-Kirche "Dom").
Dank der Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie des Landes Sachsen-Anhalt können im laufenden Jahr nicht nur die archäologischen Untersuchungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) Sachsen-Anhalt in den ehemaligen Klöstern Kaltenborn (Mansfeld-Südharz) und Himmelpforte (Landkreis Harz) fortgesetzt werden, die bereits 2023 eindrucksvolle Spuren der Geschehnisse vor knapp 500 Jahren zu Tage brachten. Vor den Toren Allstedts konnten nun auch die verschollenen Überreste der Mallerbacher Kapelle identifiziert werden. Damit kommt ein weiterer authentischer Ort der Ereignisse, an die im Rahmen des Gedenkjahres "500 Jahre Bauernkriegsgedenken/500. Todestag von Thomas Müntzer" erinnert wird, erstmals seit Jahrhunderten wieder ans Licht.