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Bauernkrieg und Thomas Müntzer

2025 jähren sich zum 500. Mal der Todestag Thomas Müntzers und der Deutsche ­Bauernkrieg. In Sachsen-Anhalt befinden sich mit Stolberg, Allstedt und Schloss Mansfeld drei der maßgeblich authentischen Orte in Bezug auf Thomas Müntzer. Daher lädt der Landkreis Mansfeld-Südharz mit zahlreichen und abwechslungsreichen Veranstaltungen in den nächsten Jahren ein.



Thomas Müntzer und Mansfeld-Südharz

Thomas Müntzer (* um 1489 in Stolberg; † 27. Mai 1525 bei Mühlhausen) war ein Theologe und Reformator in Zeiten des Bauernkrieges. Sein Wirken in Gebieten des Landkreises Mansfeld-Südharz hallt bis heute nach.


Die Frage, was Thomas Müntzer und der Landkreis Mansfeld-Südharz miteinander zu tun haben, lässt sich schnell beantworten:
In Stolberg im Südharz kam Thomas Müntzer zur Welt.
Mit Allstedt - Schaffensstätte und Ort der Fürstenpredigt - liegt ein zweiter maßgeblicher, authentischer und historisch bedeutsamer Ort im Landkreis.
Als dritte authentische Stätte lässt sich Mansfeld nennen. Auf dem Schloss Mansfeld saßen die Widersacher Thomas Müntzers.
Damit liegen wichtige Lebensstationen des Mannes in Mansfeld-Südharz, der 1525 nach der Schlacht bei Bad Frankenhausen hingerichtet wurde. Der Landkreis gedenkt dem Leben und Wirken Thomas Müntzers 1523/24 in der Region, sowie dem 500. Todestag durch verschiedene Veranstaltungen. An das Ende des Deutschen Bauernkriegs 1525 wird ebenfalls erinnert: Die Ereignisse rund um die Aufstände sind immer wieder mit dem Leben, aber vorallem mit dem Tod Thomas Müntzers verbunden.


Müntzers Anfänge

Geboren wurde Thomas Müntzer nach eigenen Aussagen in Stolberg. Ausgehend von seinem Studienbeginn in Leipzig 1506 wird auf das Geburtsjahr 1488/89 geschlossen. Höchstwahrscheinlich im Dezember, da zu jener Zeit der Name des Tagheiligen des Tauftages gegeben wurde und ein Neugeborenes möglichst zeitnah nach der Geburt getauft wurde. Obgleich über die sozialen Verhältnisse nicht viel bekannt ist, stammte die Mutter aus Quedlinburg. Ein möglicher Vater war Münzer in Stolberg.

Um 1500 zog die Familie nach Quedlinburg, wo Müntzer seine Kindheit verbrachte, ehe er sich 1506/07 an der Universität in Leipzig einschrieb. Er studierte Septem artes liberales als Grundstudium für Theologie, Jurisprudenz oder Medizin. Die weiteren Nachrichten über den Reformator sind ungenau. Er verließ nach unbekannter Zeit Leipzig ohne einen Abschluss.

An der Universität Frankfurt an der Oder taucht Thomas Müntzer 1512 im Wintersemester wieder auf und studierte sein Grundstudium weiter. Wo und wann er seinen Magister gemacht hat, ist allerdings nicht belegt. Genauso wenig ist über seine Vorbereitung zur Priesterweihe bekannt.

1514 erhielt Thomas Müntzer ein kirchliches Amt an St. Michaelis in Braunschweig. Um seinen Lebensunterhalt aufzustocken, bewarb er sich zusätzlich 1515 erfolgreich beim Kanonissenstift in Frose (bei Aschersleben), wo er bis Ende August 1516 wirkte.

Müntzer wird Reformator

Kurz vor oder nach dem Thesenanschlag Luthers 1517, trieb es Müntzer nach Wittenberg und im Wintersemester an die Universität. Es wird angenommen, dass sich Thomas Müntzer und Martin Luther in dieser Zeit persönlich kennenlernten. Zunächst verstanden sie sich gut und teilten ihre reformatorischen Bestrebungen. Luther war es auch, der Müntzer 1520 nach Zwickau empfahl. Dort war der jüngere Mann zunächst in Vertretung Prediger von St. Marien. Es war eine vielversprechende Position, war St. Marien nicht nur die bedeutendste Kirche in Zwickau, der Ort selbst war Kreuzpunkt wichtiger Handelswege im Süden des Kurfürstentums Sachsen – die Stadt wuchs.

Nachdem der Pfarrer von St. Marien Egranus zurückgekehrt war, blieb Müntzer als Pfarrer in der Nachbarkirche St. Katharinen. 1521 wurde er vom Rat entlassen und brach nach Böhmen auf, wo er in Prag im November selben Jahres das „Prager Manifest“ oder den „Prager Sendbrief“ schrieb. Doch er wurde vertrieben und es folgte eine Zeit, in der er eine neue Anstellung suchte.

Müntzer auf dem Höhepunkt

Im März 1523, zu Ostern, kam Thomas Müntzer zurück in den heutigen Landkreis Mansfeld-Südharz – er wurde Pfarrer in Allstedt an der St. Johanniskirche. Hier heiratete er kurz danach die ehemalige Nonne Ottilie von Gersen. Ein Jahr später brachte sie einen gemeinsamen Sohn zur Welt, der aber vermutlich früh starb. Seine Berufung war durchaus überraschend.

Kaum in Allstedt, fing Müntzer an, seine Reformation durchzusetzen. Er begann den Gottesdienst neu zu ordnen, für den Alltag und die Sonntage.

Thomas Müntzer war der Erste, der einen Gottesdienst vollständig in deutscher Sprache und der Gemeinde zugewandt hielt.

Sein Konflikt mit den Fürsten spitzte sich mit der Fürstenpredigt zu. Im August 1524 verließ er schließlich Allstedt. In Mühlhausen durfte er sich jedoch nicht lange aufhalten und zog nach Nürnberg, Basel und dem südlichen Schwarzwald, um schließlich im Februar 1525 nach Mühlhausen zurückzukehren. In dieser Zeit war im Süden der Bauernkrieg bereits ausgebrochen.

Für Müntzer waren die aufständischen Bauern ein Zeichen und eine Waffe Gottes, um seine Ziele durchzusetzen. Er zog mit einem Aufgebot aus Mühlhausen als Feldprediger nach Frankenhausen.

Nach der katastrophalen Niederlage am 15. Mai 1525 wurde Thomas Müntzer gefangen genommen, in Heldrungen verhört und gefoltert und am 27. Mai 1525 bei Mühlhausen enthauptet.

Stationen im Leben von Thomas Müntzer

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Bauernkrieg und Mansfeld-Südharz

Untersucht man den deutschen Bauernkrieg, seinen Verlauf und seine maßgeblichen Ereignisse so fallen zwei Dinge schnell auf: Der Norden und Osten des heutigen Deutschlands waren nicht betroffen und im heutigen Sachsen-Anhalt - und damit im Landkreis Mansfeld-Südharz - keine kriegerischen Auseinandersetzungen stattgefunden haben. Inwieweit war die Region dennoch vom Bauernkrieg betroffen?

Die Aufständischen sahen sich in der Reformation in ihren Bedürfnissen bestätigt. Luthers Thesenanschlag 1517, ausgelöst durch den Ablasshandel, der die Bürger und Bauern um noch mehr Geld erleichterte und die anderen Reformatoren wie Ulrich Zwingli oder Thomas Müntzer förderten den Gedanken, dass es nicht die enge katholische Kirche braucht, um zu Gott zu finden oder um ein gottesfürchtiges Leben zu führen.

Während sich Martin Luther offen gegen den Aufstand stellte und entsprechende Schriften veröffentlichte, stand Müntzer für die Veränderung und die Umsetzung seiner Vorstellung einer gerechten Ordnung. Sein Wirken im heutigen Landkreis Mansfeld-Südharz lockte die Bauern nicht nur übers Land um seine Predigten zu hören - es veranlasste sie auch zur Teilnahme an der entscheidenden Schlacht bei Bad Frankenhausen.

In Stolberg zogen Aufständische 1525 bis ins Schloss vor den Grafen Botho, der ihren Forderungen nachgab. Allerdings hatte sich die Umsetzung mit der Niederschlagung des Aufstandes erledigt.


Thomas Müntzers "Gerechtigkeyt"

Dass Thomas Müntzer auf Seiten der Bauern gegen die Fürsten kämpfte - oder als Feldprediger mit nach Bad Frankenhausen zog - entsprang nicht dem Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit. Für den Reformator ging es nicht um den Sturz der Fürsten und Obrigkeiten - er wollte gottesfürchtige Obrigkeiten, die ihrer Pflicht nachkommen. Verhielten sich die Herrschenden jedoch tyrannisch, das heißt, verbaten sie den Gläubigen den Gottesdienstbesuch bei ihm oder rechten Predigern oder stellten ihren Willen vor den Willen Gottes, verfolgten sie Gläubige oder missachteten das Evangelium, dann musste Gerechtigkeit geübt und Widerstand geleistet werden.

Der Reformator erklärt in seiner Fürstenpredigt unter anderem, dass die Fürsten das Schwert haben um die Gottlosen zu vertreiben. Verletzen sie jedoch diese Pflicht, so soll man ihnen das Schwert nehmen. Sind sie selbst gottlos, so sind sie nicht die rechten Fürsten und müssen gestürzt werden. Das ist seine Gerechtigkeit gegenüber Gott, dem Evangelium und der Bibel.

"Gerechtigkeyt" für die Bauern

Worum es den Auständischen des Bauernkriegs in Deutschland ging ist im Kern Gerechtigkeit.

Gerechtigkeit bezog sich für einzelne Gruppen unter den Aufständischen durchaus auf unterschiedliche Aspekte, je nachdem wie die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren. Die Bauern forderten Gerechtigkeit bei der Verteilung von Aufgaben und Diensten, bei der Festlegung von Abgaben. Sie forderten eine gerechte und menschenwürdige Behandlung.

Für die Aufständischen unter der Stadtbevölkerung ging es um Gerechtigkeit bei der Teilhabe und bei der Auseinandersetzung mit den weltlichen und geistlichen Herren ihrer Stadt.