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Eine Prägung für Müntzer

Zeitgenössische Kunst trifft auf die Schätze der Sammlungen des Museums Alte Münze

Antrittsbesuch von Katrin Pannicke und Georg Mann

Bild vergrößern: Katrin Pannicke und Georg Mann in Stolberg © Matthias Ritzmann
Katrin Pannicke und Georg Mann in Stolberg

Anlässlich des Gedenkjahres „Gerechtigkeyt 1525“ realisiert die Kunststiftung Sachsen-Anhalt im Geburtsort Thomas Müntzers – in Stolberg – eine Sonderauflage ihres deutschlandweit einzigartigen HEIMATSTIPENDIUMS. Der Stiftungsrat hatte bereits im Mai einstimmig beschlossen, die Bildhauerin Katrin Pannicke und den Künstler Georg Mann mit dieser Auseinandersetzung zu betrauen. Im September nehmen sie ihre Arbeiten auf und stellten nun ihre Vorhaben erstmals der Öffentlichkeit in Stolberg vor.

Manon Bursian, Direktorin der Kunststiftung Sachsen-Anhalt, zeigt sich erwartungsvoll: „In uns allen steckt die Hoffnung, dass der ländliche Raum neu entdeckt und aufgewertet wird. Wir freuen uns, durch unser HEIMATSTIPENDIUM in die Schatzkammern Stolbergs und des Museums Alte Münze einzutauchen und somit Vergangenes und Gegenwärtiges neu zusammen zu führen. Besonders dankbar sind wir für die Offenheit und Experimentierfreude, die uns hier an allen Stellen begegnet.“

In dem Harzstädtchen, in dem Müntzer um 1489 zur Welt kam, liegt das Museum Alte Münze. Neben einer historischen Münzwerkstatt und über 500 Jahre alten Archivalien werden auch viele funktionstüchtige Werkzeuge gezeigt sowie Wissenswertes zu dem Theologen, Reformator und Revolutionär vermittelt. Das Highlight des Museums bildet eine große Prägemaschine, ein Balancier, mit dessen Hilfe noch immer Medaillen geprägt werden. Viele der vergangenen Jahresmedaillen zeigen Müntzer-Motive. So lag es nahe, diesen authentischen Müntzer-Ort in das Gedenkjahr zu integrieren. 

Gesucht wurden im Herbst vergangenen Jahres zwei Kunstschaffende, die im weitesten Sinne dreidimensional arbeiten. Sie sollen sich mit der Geschichte, der Bedeutung Thomas Müntzers, dem Ort und dem im Museum Aufbewahrten befassen, um – davon inspiriert – Kunstwerke zu schaffen.

Während des nächsten halben Jahres haben Katrin Pannicke und Georg Mann die Möglichkeit, sich intensiv mit den Sammlungen zu befassen, die Bestände zu erkunden, in den Archiven verborgene Schätze zu entdecken. Bei der Umsetzung ihrer von den Sammlungen inspirierten Werke, die das kulturelle Erbe fortschreiben, sind sie hinsichtlich der künstlerischen Technik und der Bearbeitung der Thematik frei.

Dr. Sebastian Putz, Staatssekretär für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, fasst zusammen: „Die Landesausstellung ‚Gerechtigkeyt 1525‘ beleuchtet die Ereignisse rund um Bauernkrieg und Thomas Müntzer auf vielerlei Ebenen. Dabei zeigt sie auch, dass die sozialen Fragen nach Gerechtigkeit und individueller Freiheit heute noch genauso aktuell sind, wie vor 500 Jahren. Hier setzt die Kunststiftung Sachsen-Anhalt mit ihrem ausgezeichneten Format des Heimatstipendiums an. Ich bin gespannt, auf welchen Wegen die Projekte von Katrin Pannicke und Georg Mann die historische Figur Thomas Müntzer und sein Wirken in die Gegenwart holen werden.“

Projektvorhaben

Bild vergrößern: Die beiden Stipendiaten mit Manon Bursian am Balancier im Museum Alte Münze Stolberg © Matthias Ritzmann
Die beiden Stipendiaten mit Manon Bursian am Balancier im Museum Alte Münze Stolberg

Katrin Pannicke – Der rebellische Reformator – eine künstlerische Annäherung an einen Visionär“:

„Auf den Spuren Thomas Müntzers gehe ich inhaltlich folgenden Fragen nach: zu seiner besonderen Ausstrahlung im Kreis der Reformatoren, zu seiner kämpferischen Unbeugsamkeit und Kompromisslosigkeit und nicht zuletzt zu seinem dramatischen Ende während des Bauernaufstands vor 500 Jahren. Ich frage, was Müntzer in seinem Kontext und Wirken für ein Mensch war, ein Mensch, dessen Strahlkraft bis in die Gegenwart reicht. Ich werde in den Medien Münze, Medaille und Hochdruck (Holzschnitt) arbeiten.“

Georg Mann – „Heimat - wenn Erde prägt“:

„Im Rahmen des Heimatstipendiums arbeite ich an einem einzigartigen Münzprojekt, der sogenannten Erdprägung. Die Erdprägung ist ein innovatives Prägeverfahren, das, statt herkömmlicher Eisenprägewerkzeuge, Keramik als Erde im weiteren Sinne verwendet. Dieser Ansatz symbolisiert die tiefe Verbundenheit meiner Kunst, mit nachhaltigen und erdverbundenen Inhalten, Medien und Verfahren. Unter dem Titel „Heimat – wenn Erde prägt“ sind im Rahmen des Heimatstipendiums die weltweit ersten Exemplare eines erd-/keramikbasierten Münzprägeverfahrens zu erwarten.“

Im Rahmen des Stipendiums sind ebenfalls u. a. ein einführender Workshop zur Münzprägung, Kunstvermittlungsaktionen sowie Interventionen im Stadtraum und öffentlichkeitswirksame Werbeaktionen vorgesehen. Somit soll es nicht nur den „Blick zurück“, sondern auch Positionen aus der Gegenwart geben, die das Gedenkjahr bereichern, angemessen würdigen und zur Auseinandersetzung anregen.

Den Abschluss des »HEIMATSTIPENDIUMS - Eine Prägung für Müntzer« bildet eine Ausstellung im Museum „Alte Münze“, deren Eröffnung am 22. März 2025 stattfinden wird.